"Ich bin schwanger"
Unser Jahr hat mit einer ganz besonderen tollen Nachricht begonnen: „Wir sind schwanger“! Zunächst einmal musste ich meinen ganzen Kram auf der Arbeit klären. Wie einige von euch wissen bin ich ja OP Schwester, was natürlich als Schwangere nicht möglich ist. Das Infektionsrisiko und Narkosegase machen das unmöglich. Aber warum nicht mal nach 9 Jahren einen Tapetenwechsel und aus dem OP raus. Und wer jetzt denkt: „Die bekommt bestimmt sofort ein Beschäftigungsverbot!“ Nee, nee! Die Uniklinik ist groß und für jeden wird ein Arbeitsplatz gefunden. Also wurde ich in die Ambulanz ans Telefon versetzt, wobei mein erster Gedanke war: “Wow, das soll ich jetzt über 7 Monate machen!?“
Wie gehts jetzt weiter mit deinem Blog?
Natürlich war auch einer meiner ersten Gedanken: „ Wie gehts jetzt weiter mit deinem Blog? Wann willst du es sagen? Du hast einen DIY Fashion Blog und keinen Babykanal.....!“ Fragen über Fragen.
Aber soll ich euch mal ganz ehrlich was sagen: Der Blog ist dann sowas von in den Hintergrund gerückt, denn dann ging meine Achterbahnfahrt richtig los. Die ersten Krankenhausbesuche folgten und ich musste mein geliebtes Hobby, das Joggen, aufgeben. Dann ging es mit der heftigsten Übelkeit meines Lebens los. Die nächsten 3 Monate habe ich damit verbracht zu arbeiten, mich zu übergeben und zu schlafen. Punkt. Das wars. Kein Instagram, kein Blog.
Die erste Woche fühlte es sich komisch an. Denn ich habe die letzten zwei Jahre damit verbracht ständig bei Instagram zu posten, checken wie viel Follower sind gekommen, wer ist gegangen und mir einfach pausenlos darüber Gedanken zu machen. Dann von 100 auf 0. Und soll ich euch was sagen?: Es ist niemanden aufgefallen!!! Selbst nach 3 Monaten Stille. Ich habe aus dieser Zeit gelernt, diesen ganzen Scheiss nicht so wichtig zu nehmen und nach wenigen Wochen hat sich das richtig gut angefühlt.
Als Ende März die h&h Messe war, ging es mir zum ersten Mal wieder besser.. Ich hing nicht mehr ständig über der Schüssel und die kreativen Ideen kamen wieder. Ich hatte richtig Bock was zu machen.
Wann sage ich es denn nun endlich?
Doch wann sage ich es denn nun endlich? Zuerst dachte ich mir, nach der ersten großen Ultraschall Untersuchung. Komm, ich nähe die Jeans und zeige dann wie ich nicht mehr reinkomme in das Ding. Aber dann kamen doch wieder Zweifel, ob alles gut ist mit dem Kleinen und ob nichts schief geht. Die ständige Angst, dass etwas nicht ok sein könnte, begleitete mich von Anfang an. Frauen die in einem nicht medizinischen Bereich arbeiten machen sich, glaube ich, nicht so viele Gedanken. Zumindest im Austausch mit anderen werdenden Müttern habe ich das herausgefunden. Aber was soll ich machen? Ich habe in meiner 16 jährigen medizinischen Laufbahn die schlimmsten Sachen gesehen. Die schlimmsten Schwangerschaften, die behinderten Kinder, die Fehlgeburten die ich im Op mit begleitet habe und und und.
Doch dann ist etwas Schönes passiert: die ersten Tritte. Vorher war immer die Angst da, hoffentlich schlägt sein kleines Herz und alles ist ok. Er hat sich dann jeden Tag bei mir gemeldet, so nach dem Motto: „Hey Mama, alles ok, jetzt entspann dich doch mal.“ Und dann fing es an richtig Spaß zu machen schwanger zu sein. Mittlerweile war der Bauch zu sehen, ich besuchte verschiedene Sportkurse für Schwangere und habe mich pudelwohl gefühlt. Bei einem Besuch bei Stoff und Stil mit meinem Mann ist die Situation stofftechnisch völlig eskaliert, und wir haben uns tolle Sachen ausgesucht. Ja, sogar mein Mann rannte durch die Gänge und sagte: „ Oh, ist das süß, sollen wir das noch mitnehmen? Wie wäre es mit einer Spieluhr?“ Ich habe jede Menge Pläne geschmiedet was ich noch alles nähen und stricken möchte.
Bei einer Routineuntersuchung bei meiner Gynäkologin wurde dann das erste CTG geschrieben und ich musste schon ein Tränchen verdrücken. Bei einem Gespräch mit der Ärztin anschliessend der Schock: „Sie müssen sofort ins Krankenhaus!“ Die nächsten 5 Tage habe ich damit verbracht mir die größten Sorgen meines Lebens zu machen. Das Gute: dem Kleinen ging es immer prächtig. Nur mein Körper hat schlapp gemacht und ist anscheinend für dieses Stadium der Schwangerschaft nicht mehr gemacht. Ich möchte jetzt über die Krankengeschichte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ich habe jetzt die Verordnung bekommen mich auszuruhen und viel zu liegen. Jeder Tag, an dem das Baby noch in der Höhle bleibt, zählt. Ich fange langsam an mich an die Situation zu gewöhnen, jetzt eine „Couchpotato“ zu sein und meinem Drang nach Bewegung nicht nachzugeben. Arbeiten ist jetzt natürlich nicht mehr drin und ich teile mir meine Zeit am Tag, wo ich sitze und etwas laufe gut ein. Also Bewegung ja, aber in Maßen.
Wenn wir die nächsten 10 Wochen durchhalten, haben wir es geschafft und er gilt nicht mehr als Frühchen, was ich mir sehr wünsche. Jetzt ist Daumen drücken angesagt und ich bin guter Hoffnung, auch wenn es nicht einfach ist. Ihr merkt also, dass es bei mir alles andere als entspannt ablief. Von 6 Monaten ging es mir nur 2 Monate sehr gut.
Jetzt habe ich euch ein bisschen in mein Privatleben blicken lassen und garnicht über die Jeans gesprochen. Ich denke ich werde euch aber dazu einen Beitrag machen, wenn ich hoffentlich schnell wieder reinpasse.
Macht’s gut.
Lisa